Wände mit Kalkfarbe streichen – eine ökologische Alternative

Jeder kennt und liebt sie, die geweißelten Häuser von Santorin: Kalkfassaden gehören in Südeuropa und dem Mittelmeerraum zu vielen Häusertypen einfach dazu. Auch der Innenbereich profitiert von den zahlreichen positiven Eigenschaften der traditionellen, uralten Farbe. Doch wie sieht es heutzutage aus? Der Trend belegt, dass Kalkfarben wieder verstärkt in unsere Wohnräume drängen und eine echte Alternative zur gewohnten Dispersionsfarbe darstellen. Was hinter der „unperfekten Kalkfarbe“ steckt? Wir verraten es Ihnen!   

Kalkfarben vs. Dispersionsfarben

Dispersionsfarbe gilt heute als Standard beim Streichen von Wänden: Sie weist eine hohe Deckkraft auf, ist in Hunderten von intensiven Farbtönen erhältlich, abriebfest, leicht in der Handhabung und kostengünstig. Der große Nachteil: Sie ist nicht umweltfreundlich, wenn auch nicht umweltschädigend. Daher bieten traditionelle und fast schon ausgediente Farbsorten wie Kalkfarben ökologische Alternativen.

Hinweis: Kalkfarbe und Dispersionsfarbe vertragen sich überhaupt nicht. Alte Farbschichten aus Dispersionsfarbe müssen daher vor einem neuen Anstrich mit Kalkfarbe restlos entfernt werden. Das Gleiche gilt andersherum.

Bildquelle: Fesche Wand

Woraus besteht Kalkfarbe?

Natürlich aus Kalk! Fast, ganz so einfach ist es nicht. Die Farbe basiert auf Löschkalk, Wasser und mineralischen Farbpigmenten. Löschkalk (Calciumhydroxid) ist ein Produkt aus in Wasser versumpften Calciumoxid. Letzteres ist stark ätzend. Kommt es mit Wasser in Berührung, entwickelt sich Wärme, durch die Teile des Wassers verdampfen, der Kalk wird „gelöscht“. Die Kalkfarbe ist generell weiß. Fügt man mineralische Farbpigmente hinzu, tönt man die Farbe ab.

Bildquelle: Tonie Green

Vorteile der Kalkfarbe

  • Hoch diffusionsoffen & feuchtigkeitsregulierend: Kalkfarbe wirkt sich positiv aufs Raumklima aus und ist besonders gut für Nasszellen wie Küche und Bad geeignet.
  • Alle Bestandteile sind biologisch abbaubar.
  • Keimtötend und antibakteriell: Kalkfarbe beugt Schimmelbildung vor.
  • Ist frei von Konservierungsstoffen und somit auch für Allergiker geeignet.
  • Bei korrekter Anwendung weist Kalkfarbe eine hohe Bindungskraft auf und ist lange haltbar.
  • Nicht abriebfest, wenn Kalkfarbe ohne Bindemittel hergestellt wird.
  • Kalkfarbe ist leicht zu überstreichen.

Nachteile der Kalkfarbe

  • Da Kalkfarbe auf Wasser basiert, weist sie eine geringe Deckkraft auf (4 bis 5 Anstriche).
  • Ist temperaturanfällig. Sollte weder bei zu warmen und kalten Temperaturen, noch bei direkter Sonneneinstrahlung angewendet werden, da sie zu schnell trocknet und nicht abbinden würde.
  • Schlechte oder keine Bindung auf anderen Farbschichten, die auf Öl, Kunst- oder Naturharz beruhen.
  • Kalkfarbe wirkt ätzend und kann bei Kontakt Haut und Augen schädigen (pH-Wert > 12)

Der Nachteil wird zum Vorteil – so wirkt Kalkfarbe

Die geringe Deckkraft und die nahezu unmögliche Gleichmäßigkeit machen den eigentlichen Charme der Kalkfarbe aus! Da diese sehr flüssig ist, entstehen beim Streichen streifenförmige und strukturierte Effekte, die an Wolken und Schleier erinnern. Die Farbe scheint zu changieren (schillern). Kalkfarben wirken luftig, matt und überzeugen mit ihren natürlichen Farbtönen. Erst ab vier bis fünf Anstrichen deckt Kalkfarbe.

Zum Anmischen der Farbe (Kalkfarbe ist von Natur aus weiß) müssen Sie mineralische Farbpigmente verwenden. Herkömmlich Abtönfarbe aus dem Baumarkt verbindet sich nicht. Maximal 500g/10kg Pigmente sollten verwendet werden. Halten Sie sich zu jeder Zeit an die Anwendungshinweise des Herstellers. Alternativ können Sie fertige Kalkfarbe verwenden, die häufig zusätzliche Bindemittel enthalten. Dadurch ist die Farbe stabiler und wesentlich abriebfester.

Bildquelle: Tonie Green

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Der Untergrund

Wie bei allen Farbarten gilt: Der Untergrund muss zur Farbe passen. Kalkfarbe ist eine mineralische Farbe, die auf Wasser basiert. Die Wand muss Wasser aufnehmen können, damit sich Farbe und Untergrund verbinden. Nur so ist eine langanhaltende Farbbindung machbar. Sehr gut eignen sich für Kalkfarben mineralische Untergründe wie Putz, Beton, Kalksandstein oder Holz. Es ist empfehlenswert, den Untergrund vor dem Anstrich zu nässen oder zu grundieren.

Hinweis: Ist der Untergrund zu trocken, saugt die Wand das Wasser aus der Kalkfarbe. Diese trocknet zu schnell und kann nicht richtig abbinden – ein großes Problem, das zu Lasten der Abriebfestigkeit geht.

Bildquelle: Tonie Green

Das müssen Sie beim Streichen beachten

1. Nass-in-nass streichen

Um Ansätze zu vermeiden wird Kalkfarbe immer nass-in-nass gestrichen. Das heißt, dass immer in den noch nassen Anstrich hinein gestrichen wird. Da die Farbe schnell trocknet, könnte es passieren, dass harte Ansätze entstehen, die später sichtbar sind. Schließen Sie den Anstrich einer Wand immer komplett ab. Besonders bei großen Wänden ist es daher ratsam, zu zweit zu streichen. So gelingt der Farbanstrich gleichmäßig.

Bildquelle: Tonie Green

2. Verwenden Sie eine Deckenbürste / Malerquast

Kalkfarbe ist recht dünnflüssig und für Farbwalzen ungeeignet. Greifen sie deshalb auf eine langborstige Deckenbürste zurück. Damit tragen sie die Farbe schön gleichmäßig auf und bringen eine spannende Struktur an die Wand.

Bildquelle: Tonie Green

3. Umrühren, umrühren, umrühren

Während des gesamten Anstrichs sollten Sie immer wieder die Kalkfarbe umrühren. Das gilt insbesondere für selbst angemischte Kalkfarben. Die Farbpigmente würden sich sonst nach einiger Zeit an der Oberfläche absetzen. Es wäre also schön, auf der gesamten Wand den gleichen Farbton aufzutragen.  

Bildquelle: Fesche Wand

4. Konsistenz prüfen

Bevor Sie mit dem Streichen beginnen, sollte die Konsistenz geprüft werden, ob sie zu dick- oder dünnflüssig ist. Wählen Sie dafür eine unscheinbare Stelle, z. B. einen Teil der Wand, an dem später auf jeden Fall ein Möbel steht. Je dickflüssiger die Farbe ist, umso besser deckt sie und umso weniger Anstriche sind nötig. Das heißt aber auch, dass Sie weniger Kalkfarbe zur Verfügung haben. Kalkfarbe wird mit Wasser verdünnt. Halten Sie sich unbedingt an die Anwendungshinweise des Herstellers!

Tipp: Die volle Deckkraft zeigt sich erst, wenn sie vollständig getrocknet ist. Tragen Sie daher erst einen neuen Lage auf, wenn Sie sich von der aktuellen Deckkraft überzeugt haben.

Bildquelle: Tonie Green

Sicherheit & Schutz

Es ist unerlässlich, Schutzkleidung zu tragen, wenn Sie mit Kalkfarben arbeiten. Der hohe pH-Wert von über 12 (basisch) wirkt ätzend. Tragen sie beim Streichen alte Kleidung, schützen Sie Ihre Hände mit Arbeitshandschuhen und tragen Sie eine Arbeitsschutzbrille. Gerade bei großen Projekten, wenn Sie mehr als nur ein Zimmer streichen möchten, ist es lohnenswert, den Anstrich professionell erledigen zu lassen.

Ihr schrankwerk Team